Die schönsten Vorbehalte gegen Marketing – Kennen Sie die auch?
Überraschend viele Missverständnisse und Vorurteile gegenüber Marketing begegnen mir in der täglichen Praxis. Einige habe ich in diesem Beitrag zusammengestellt.
#1: Marketing kann doch jeder
„Die Sekretärin kann gut Briefe schreiben, die kann doch das Marketing nebenbei mitmachen“. Oder: „Der Praktikant hat doch ein Facebook-Profil: der kann doch auch unser Social Media Marketing machen.“ Im Marketing wird gern gespart und ungelernte Kräfte machen das Marketing „nebenbei mit“. Aber würden Sie denn die Bilanzbuchhaltung oder die Erstellung eines Business-Planes dem Praktikanten überlassen?
Marketing wird oft reduziert auf das „hübsch machen“ von PowerPoint Präsentationen oder das Organisieren von Events. Aber Marketing ist eine vielschichtige, komplexe, strategische Management-Aufgabe und sollte keinesfalls ungelernten Kräften „nebenbei“ überlassen werden. Leider wird in diesen Fällen oft keine Wirkung durch das Marketing erzielt und wertvolles Marketing-Geld verbrannt.
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Marketing und Werbung? Hier gibt’s die Erklärung: “Artikel: Marketing ist Werbung? Werbung ist nicht gleich Marketing!”
#2: Marketing ist eine Assistenzfunktion
Oftmals mit wenig Entscheidungskompetenz und Weisungsbefugnis ausgestattet müssen Marketer intern überzeugen, um Ihre Ziele durchzusetzen.
Dabei ist Marketing eine Managementfunktion, die die Aufgabe hat das gesamte Unternehmen konsequent an den Bedürfnissen des Marktes auszurichten. Dies ist aber kaum zu schaffen, wenn Marketingverantwortliche nicht in strategische Unternehmensentwicklungen einbezogen werden und kein Mitspracherecht beispielsweise bei Produktentwicklung oder Unternehmensausrichtung haben.
#3: Über Design lässt sich streiten
Im Marketing redet gern jeder mit, insbesondere wenn es um Optik und Layout geht. Vorschläge für Printerzeugnisse beispielsweise werden gern von allen möglichen Unternehmensbereichen bewertet und „zerrissen“. Natürlich sind Farben, Formen und Design immer Geschmackssache. Aber i.d.R. wählt ein professioneller Grafikdesigner Farben, Aufbau und Formen nicht einfach so aus, weil er sie hübsch findet, sondern entscheidet auf Basis fundierter Erkenntnisse über Lesefluss oder psychologischer Wirkung von Farben, Formen und Aufbau eines Werbe-Mediums. Außerdem gelten in vielen Unternehmen klar definierte Corporate Design-Vorgaben. Ob der Vertriebsleiter oder die Telefonistin das nun persönlich hübsch findet oder nicht: An diese Vorgaben müssen sich alle halten, um ein einheitliches Erscheinungsbild und somit einen Wiedererkennungseffekt zu gewährleisten.
#4: Vertrieb bringt Geld, nicht das Marketing!
Genau genommen ist der Vertrieb eine Säule des Marketing-Mix. Während das Marketing eine strategische Rolle einnimmt, den Markt vorbereitet, Nachfrage plant und generiert und Verkaufsabschlüsse anbahnt, hat der Vertrieb das primäre Ziel die Verkaufsabschlüsse durchzuführen.
In der Praxis – gerade in kleineren Unternehmen – verschwimmt die Grenze zwischen Marketing und Vertrieb oftmals. Marketing und Vertrieb sind aber gleich wichtig, auch wenn beide Bereiche unterschiedliche Aufgaben haben. Beide Funktionsbereiche kommen ohne einander nur schwerlich aus.
#5: Marketing ist ein “Cash-Burner”
Marketing wird gern als Kostenfaktor angesehen, der schnell zum Fass ohne Boden wird. Marketing stellt aber – richtig und professionell gestaltet – eine Investition in den nachhaltigen Unternehmenserfolg dar.
Gründe dafür, dass Marketing als Wertevernichter angesehen wird, sind oftmals:
- Eine fehlende Erfolgsmessung der Aktivitäten, ohne die natürlich nicht festgestellt werden kann, welchen Beitrag die Marketingaktivitäten zum Unternehmenserfolg geleistet haben.
- Eine fehlende strategische Basis und damit das fehlende Wissen über Zielgruppe, Marktgeschehen und beispielsweise Trends und Chancen.
- Wie weiter oben schon genannt, machen ungelernte Kräfte das Marketing „nebenbei“. Dass dies nicht zum Erfolg führen kann, ist selbsterklärend.
- Sparen am falschen Ende: Mit zu wenig Geld und Manpower kann kaum eine vernünftige Wirkung im Marketing erzielt werden.
Wie kann man diese Missverständnisse vermeiden?
Um den Stellenwert im Unternehmen auf längere Sicht zu verbessern und Missverständnisse zu vermeiden, ist aus meiner Sicht eine konsequente strategische Marketing-Planung sowie die Messung des Maßnahmen-Erfolges essentiell. Diese geben dem Marketingverantwortlichen rationale Argumente für die Verwendung der Marketing-Gelder und der Auswahl an Aktivitäten an die Hand.
Eine gute interne Kommunikation, Positionierung als Know-How-Träger und auch ein bisschen Werbung für die eigene Arbeit und die geleisteten Erfolge kann ebenfalls helfen das Gehilfen-Image der Marketingabteilung abzuschütteln.
Sie sind dran!
Welche Vorbehalte und Missverständnisse kennen Sie? Womit haben Sie gute Erfahrungen gemacht und welche Tipps haben Sie? Hinterlassen Sie einen Kommentar und erzählen uns davon.